Nicht jeder Hund lässt sich eindeutig einer bestimmten Rasse zuordnen – dennoch können Hinweise auf rassetypische Eigenschaften bei der Vermittlung unterstützen. In unserer Tierschutzarbeit begegnen uns viele unterschiedliche Hunderassen, die häufig rassebedingt bestimmte Verhaltensweisen zeigen. Solche Rasseverweise geben uns wichtige Hinweise, um die Bedürfnisse, Haltungsanforderungen und möglichen Herausforderungen der Hunde besser einzuschätzen.
Gerade bei Hunden mit starkem Rasseprofil – wie Herdenschutzhunden, Jagdhunden oder ehemaligen Diensthunden – ist es wichtig, die genetischen Grundlagen zu kennen. So fördern wir eine passende Vermittlung und beugen späteren Problemen im neuen Zuhause vor.
Bitte beachte: Ein Rasseverweis ist keine Garantie, sondern basiert meist auf äußerlichen Merkmalen und Verhaltenseinschätzungen.
Diese Sammlung von Informationen stellt lediglich einen Überblick und keine vollumfängliche Auflistung von Rassenmerkmalen dar. Sie dient dem Zweck, Rassen, welche im Kontext der Vermittlung von Hunden im Tierschutz oft gesehen werden, einzuordnen. Diese Informationen sind pauschalisiert, und es gilt, bei jedem Hund individuelle Ausprägungen zu verstehen. Es wird empfohlen, sich vor einer Vermittlung oder Adoption intensiv mit den potenziellen Rassemerkmalen auseinanderzusetzen.
In der Tierschutzarbeit begegnen wir immer wieder Hunden, bei denen eine eindeutige Rassezuordnung schwierig ist. Besonders bei Welpen oder Mischlingen ohne bekannte Elterntiere lässt sich die genetische Herkunft oft nur vermuten. Ein wiederkehrendes Beispiel: Hunde, die äußerlich an Labradormischlinge erinnern, entpuppen sich im Verhalten später als Herdenschutzhund-Mixe oder Podencos. Für Interessent:innen kann das zu Enttäuschung führen – etwa, wenn sie einen verschmusten Familienhund erwarten, aber einen eigenständigen, wachsamen Charakter bekommen.
Solche Missverständnisse sind selten böse Absicht, sondern zeigen, wie wichtig ehrliche Kommunikation und realistische Erwartungen sind. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, nicht nur auf mögliche Rassemerkmale hinzuweisen, sondern auch darüber aufzuklären, wie stark sich diese in Verhalten und Bedürfnissen ausprägen können, und dass selbst erfahrene Tierschützer:innen sich manchmal irren können.
Wir legen großen Wert darauf, bei der Vermittlung nicht nur das äußere Erscheinungsbild zu betrachten, sondern die individuellen Charakterzüge und Bedürfnisse jedes Hundes zu verstehen. Nur so finden die Hunde wirklich ein Zuhause, das zu ihnen passt und in dem sie glücklich werden können.
„Ich möchte einen Schäferhund, die sind so hübsch.“
Ein häufiger Satz – doch leider zeigt die Erfahrung, dass viele triebhafte Hunderassen im Tierschutz unterschätzt werden. Ihre Optik beeindruckt, aber ihre genetischen Anlagen werden oft nicht berücksichtigt. Spätestens in der Pubertät treten Verhaltensprobleme auf. Manche dieser Hunde verlieren dann ihr Zuhause, darum möchten wir aufklären.
Dobermann, Deutscher Schäferhund, Malinois, Rottweiler, Boxer, Hollandse Herder
Dienst- und Schutzhunde zeichnen sich durch Intelligenz, Gehorsam und Schutztrieb aus. Es sind hochleistungsfähige Arbeitshunde, die erfahrene Besitzer mit klarem Führungsstil, konsequenter Erziehung und genügend Beschäftigung brauchen, dann sind sie gut Trainierbar. Ohne diese Bedingungen können sie problematisch werden und sind nicht als reine Familienhunde geeignet.
Kangal, Kaukasischer Owtscharka, Pyrenäenberghund, Maremmano-Abruzzese, Tornjak und Zentralasiatischer Owtscharka – Verweis auch bei allen großen Welpen aus GR, ohne bekannte Elterntiere
Herdenschutzhunde sind selbstständige, territorial veranlagte Hunde, die zum Schutz von Herden vor Raubtieren gezüchtet wurden. Sie gelten als wachsam, misstrauisch gegenüber Fremden und treffen eigenständig Entscheidungen, was eine konsequente, aber sensible Erziehung erfordert. Bei richtiger Erziehung haben sie das Potential Familienhunde zu werden. Wir vermitteln Herdenschutzhunde und -mixe nicht in die Innenstadt oder Wohnungen.
Border Collie & Australian Shepherd
Hütehunde wurden für die Arbeit an Viehherden gezüchtet und zeichnen sich durch eine hohe Intelligenz, Arbeitsfreude und Sensibilität aus. Sie benötigen klare Strukturen, geistige Herausforderungen und viel Bewegung. Ohne sinnvolle Aufgaben entwickeln sie oft problematisches Verhalten wie Hüten von Menschen oder übermäßiges Kontrollverhalten. Wir vermitteln Hütehunde und Hütehundmixe nicht an Haushalte, die ihnen keine artgerechte Beschäftigung bieten können.
Deutsch Drahthaar, Weimaraner, Magyar Vizsla, Deutsch Kurzhaar, Foxterrier, Beagle, Bracke, Cocker Spaniel, English Setter, Labrador Retriever (Arbeitslinie)
Diese Rassen zählen zu den klassischen Jagdhunden. Sie wurden über Generationen auf spezielle Aufgaben wie Stöbern, Apportieren, Vorstehen oder Spurverfolgung gezüchtet. Jagdhunde sind intelligent, ausdauernd und haben einen ausgeprägten Arbeitswillen sowie Jagdtrieb.
Sie benötigen eine sinnvolle, artgerechte Auslastung und klare Führung. Ohne diese sind sie schnell unterfordert, entwickeln problematische Verhaltensweisen oder jagen selbstständig. Als reine Familienhunde sind sie nur bedingt geeignet – besonders, wenn ihr Jagdtrieb nicht kontrolliert oder kanalisiert wird. In den richtigen Händen, mit Geduld, Struktur und Aufgaben, sind sie treue und leistungsbereite Begleiter.
Siberian Husky, Alaskan Malamute, Schlittenhunde allgemein
Der Husky wurde für den Transport über lange Strecken in eisigen Regionen gezüchtet. Er gilt als ausdauernd, eigenständig und extrem lauffreudig. Sie neigen dazu eigenständig zu handeln, was sich in Ausbruchversuchen, Jagdverhalten und schwerer Abrufbarkeit äußern kann. Huskys sind oft bellfreudig und benötigen viel Bewegung und geistige Beschäftigung, um ausgeglichen zu bleiben. Wir vermitteln Huskys nicht in Wohnungen.
Es ist nicht unsere Intention, Hunden ihren Wert als Familienmitglied abzusprechen oder potenzielle Adoptant:innen abzuschrecken. Im Gegenteil möchten wir ehrlich und verantwortungsvoll aufklären. Gerade bei Hunderassen im Tierschutz ist es wichtig, genetische Veranlagungen nicht zu ignorieren, denn sie beeinflussen das Verhalten und die Bedürfnisse eines Hundes maßgeblich. Wer diese Aspekte bei der Vermittlung berücksichtigt, schützt sowohl den Hund als auch seine zukünftige Familie.
Falls du jetzt neugierig bist, was wir noch über Hunderassen zu sagen haben, check doch gerne mal unseren Beitrag zum Thema Qualzuchten aus, in dem wir über bewusst gezüchtetes Tierleid durch zu kurze Schnauzen, übergroße Köpfe oder seltene Fellfarben aufklären.
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