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Die bittere Wahrheit hinter Qualzuchten

Viele beliebte Hunderassen leiden – im wahrsten Sinne des Wortes – unter ihrem Aussehen. Kurze Schnauzen, große Kulleraugen oder spezielle Fellfarben sind das Ergebnis gezielter Zucht, die oft nicht das Wohl des Tieres im Blick hat. Was als „rassentypisch“ gilt, kann zu lebenslangen Leiden führen. Dieses Phänomen hat einen Namen: Qualzucht. Wir erklären, was genau dahintersteckt, welche Rassen betroffen sind und warum ehrliche Aufklärung so wichtig ist.

Was bedeutet Qualzucht?

Der Begriff Qualzucht bezeichnet in der tiermedizinischen und rechtlichen Diskussion eine Form der Tierzucht, bei der gezielt Merkmale vererbt bzw. gezüchtet werden, die zu gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen, dauerhaften Schmerzen, Leiden oder einer stark eingeschränkten Lebensqualität bei den Tieren führen können.


Qualzucht ist geprägt von anatomischen Fehlbildungen, chronischen Erkrankungen und anderen nachhaltigen gesundheitlichen Problemen, die das Tierwohl erheblich beeinträchtigen können. Der Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit Rassen verwendet, die über Zuchtselektion Merkmale aufweisen, die zwar äußerlich als „rassentypisch“ gelten, jedoch gleichzeitig funktionelle Defizite verursachen.

Was sagt das Gesetz zur Qualzucht?

Obwohl es im Gesetz keine explizit festgelegte Definition von „Qualzucht“ gibt, liefert § 11b des Tierschutzgesetzes (TierSchG) eine wichtige Grundlage. Dieser Paragraph verbietet die Zucht von Wirbeltieren, wenn durch diese Zuchtpraktiken erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden bei den Tieren hervorgerufen werden. Damit wird indirekt der Begriff der „Qualzucht“ rechtlich relevant, da Zuchtpraktiken, die unter diese Vorgaben fallen, als unzulässig gelten.

Es ist also verboten, Wirbeltiere zu züchten, wenn dadurch Schmerzen, Leiden oder Schäden bei den Tieren auftreten.

Doch leider lässt dies einen großen Interpretationsspielraum zu: Da der Begriff „Qualzucht“ nicht gesetzlich exakt definiert ist, liegt es in der Verantwortung der Behörden und Gerichte, im Einzelfall zu entscheiden. Es gibt kein allgemeines Verbot zur Zucht dieser Rassen.

Unsere Haltung zu Qualzucht-Hunden

Auch wenn wir der Produktion von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen sehr kritisch gegenüberstehen, nehmen wir diese Hunde selbstverständlich in die Vermittlung auf und helfen, das passende Zuhause für diese Hunde zu finden. Dabei spielt Aufklärung eine essenzielle Rolle. Weshalb wir in unseren Inseraten einen Qualzuchtvermerk einbetten und in den Vermittlungsgesprächen ausführlich über die individuellen Ausprägungen, potenziellen Einschränkungen und Kosten aufklären.

Es ist nicht unsere Intention, diesen Hunden ihren Wert als Familienmitglieder abzusprechen. Wir möchten auch niemanden angreifen oder die Vermittlungschancen der Hunde reduzieren. Wir möchten aufklären – ehrlich und transparent. Qualzuchtmerkmale zu legitimieren durch das Verschweigen oder Nichtig-Machen ist nicht im Sinne der Hunde, der Adoptant:innen und des Tierschutzes.

Diese Sammlung von Informationen stellt lediglich einen Überblick und keine vollumfängliche Auflistung von Rassen, Qualzuchtarten und -erscheinungen dar. Sie dient dem Zweck, Rassen und Erscheinungsbilder, welche im Kontext der Vermittlung von Hunden im Tierschutz oft gesehen werden, einzuordnen. Es wird empfohlen, sich vor einer Vermittlung oder Adoption intensiv mit den potenziellen Rasse- und Qualzuchtmerkmalen auseinanderzusetzen.

Allgemeine Hinweise

Bei den folgenden Beschreibungen handelt es sich um Einordnungen von Hunderassen oder Erscheinungsbildern, bei denen aufgrund bestimmter äußerlicher Merkmale davon ausgegangen werden kann, dass diese zu gesundheitlichen Einschränkungen führen können. Die Schwere der Ausprägung variiert im Einzelfall und individuelle Besonderheiten werden im Vermittlungsprozess besprochen.

Interdisziplinäre Betrachtung

Häufig überschneiden sich die genannten Problembereiche: So kann beispielsweise eine Französische Bulldogge gleichzeitig brachyzephale Merkmale, übermäßige Faltenbildung und spezielle Farbgene aufweisen. Eine interdisziplinäre Betrachtung – die neben tiermedizinischen Aspekten auch genetische, züchterische und ethische Gesichtspunkte einbezieht – ist daher essenziell.

Genetische Vielfalt und Inzucht

Viele der gesundheitlichen Probleme resultieren aus einer gezielten Selektion der äußerlichen Merkmale, die oft mit Inzuchtpraktiken einhergeht. Eine mangelnde genetische Diversität verstärkt die Ausprägung von Erbkrankheiten. Ansätze wie Outcrossing können helfen, die genetische Vielfalt zu steigern und die gesundheitlichen Probleme zu mildern.

Typische Qualzuchtmerkmale bei Hunden

Felix Toy Pudel Qualzucht

Aber meine Fiffy ist gesund und auch ein Chihuaha. Es ist eine Lüge, dass dies alles Qualzuchten sind.“

Es ist nicht unsere Intention, diesen Hunden ihren Wert als Familienmitglieder abzusprechen. Wir möchten auch niemanden angreifen oder die Vermittlungschancen der Hunde reduzieren. Wir möchten aufklären – ehrlich und transparent. Qualzuchtmerkmale zu legitimieren, indem man sie verschweigt oder nichtig macht, ist nicht im Sinne der Hunde, der Adoptant:innen und des Tierschutzes.

Vielleicht hattest du Glück (mehr ist es nicht) – und dein Hund gehört einer dieser Rassen an oder weist eine entsprechende Fellfarbe auf, ohne (bisher) Einschränkungen im Leben zu haben. Dann möchten wir dir noch einen weiteren Grund nennen, weshalb die Produktion von Qualzuchten tierschutzwidrig ist.

Oben auf dem Bild siehst du Felix. Er ist mit nur sieben Wochen verstorben. Felix steht stellvertretend für viele Welpen, die bewusst als „Ausschuss“ in Kauf genommen werden – nur um bestimmte Rassemerkmale bei der Nachzucht zu erhalten.

Denn insbesondere bei Vermehrern und unseriösen Züchter:innen wird gezielt auf extreme Merkmale selektiert. Was bedeutet das konkret?

Diese Elterntiere werden bewusst nach besonders ausgeprägten, oft extremen Merkmalen ausgewählt – zum

Beispiel:

  • sehr kurze Schnauze (Brachyzephalie),

  • übergroße Köpfe,

  • extreme Körperformen (z. B. „XXL“-Varianten bei American Bullies),

  • seltene Fellfarben wie Merle oder Dilute.

⚠️ Problem: Diese Merkmale entstehen häufig durch rezessive Gene. Werden zwei Träger desselben Gens verpaart (homozygot), steigt das Risiko für schwere Erkrankungen oder Fehlbildungen drastisch.

Einige Beispiele:

  • Merle × Merle = bis zu 25 % der Welpen taub, blind oder beides

  • Dilute × Dilute = Risiko für Farbmutantenalopezie (Haarverlust, Hautprobleme)

  • Brachyzephale Elterntiere = Welpen mit extremen Atemwegssymptomen oder Geburtskomplikationen

Die Kollateralschäden dieser Zuchtziele sind enorm – und sie werden einkalkuliert:

  • Totgeburten oder frühe Todesfälle von Welpen

  • Welpen mit schweren Missbildungen (z. B. offener Rücken, Wasserkopf, Wirbelsäulenanomalien)

  • Erbkrankheiten, die bereits im jungen Alter zu Schmerzen, Lähmungen oder dauerhafter Pflegebedürftigkeit führen

Wir haben versucht, Felix’ Leben zu retten – und sind daran gescheitert.

Jede Person, die sich bewusst für einen Welpen aus einer Qualzuchtrasse entscheidet, trägt Mitschuld am Leid und Ableben der Geschwister.

Übrigens: Ja, es gibt Züchter:innen, die tolle Arbeit leisten – die auf genetische Vielfalt achten, keine Inzucht oder intensive Linienzucht betreiben und keine Qualzuchtmerkmale fördern.

Aber: In unseren Augen gibt es keine seriösen Züchter:innen, die absichtlich Qualzuchtrassen verpaaren. Denn es gibt keine gesunde Qualzucht.

Es gibt viele wundervolle Hunderassen und Mischlinge – mit Charakter, Gesundheit und Vielfalt. Wenn du unsicher bist, welcher Hund zu dir passt, oder ob ein bestimmter Züchter seriös ist: Schreib uns gern. Wir helfen dir, beim großen Thema „Welcher Hund passt zu mir – und wo kann ich ihn guten Gewissens kaufen?“ den Überblick zu behalten.

Und wenn du dir denkst: „Was für eine geile Übersicht und schön, dass das Thema im Tierschutz so gut beleuchtet wird, aber…“ es gibt noch Themen, die du ergänzenstwert findest. Dann schreib uns diese doch an info@hucin.de – wir freuen uns immer über Feedback und Ergänzungen.